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CORONA
und das menschliche Verhalten
aktualisiert am: 06.09.2020
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Das Verhalten ändert sich nicht
Die Verhaltensforschung kennt
unterschiedliche Einflussfaktoren, die das Denken und Handeln des Menschen
bestimmten. Dazu gehören die Motive und Motivhierarchien, die aktivierenden Prozesse
durch die Motive zur Motivation werden, und zahlreiche mittlerweile gut
erforschte kognitive Mechanismen
Wie sich ein Mensch einer
bestimmten Situation und Umgebung anpasst, wie er denkt und handelt, kann mit
den Methoden der quantitativen Verhaltensforschung sehr gut analysiert und
vorhergesagt werden, selbst wenn dieses Denken und Handeln vordergründig
irrational erscheint oder durch Unterbewusstes oder sogar durch Unbewusstes
geprägt wird.
Die grundlegenden Verhaltensmuster
sind auf der ganzen Welt gleich.
Wahrgenommene Unterschiede
entstehen nicht durch psychische oder genetische Dispositionen, sondern
entstammen lediglich den Riten, Konventionen und verfügbaren materiellen Ressourcen
der jeweiligen Umgebung.
Diese allen Menschen gemeinsamen
Verhaltensmuster sind tief verankert und unterscheiden sich in den
verschiedenen Kulturkreisen kaum, wie zum Beispiel das Küssen, das Lachen, das
Weinen und so weiter. Ähnliches gilt für die kognitiven Mechanismen, wie die Einstellungen[1] die
Attribution[2]
oder die kognitive Dissonanz[3].
Wenn also davon auszugehen ist,
dass diese Grundmuster nicht vom jeweiligen sozio-kulturellen Umfeld abhängen,
sondern ihren Ursprung in uralten Reaktionsmechanismen haben, die vor tausenden
von Jahren das Überleben der Menschheit sicherten, so kann daraus die Hypothese
abgeleitet werden, dass Verhaltensgrundmuster nicht nur auf der ganzen Welt
gleich sind, sondern sich auch im historischen Ablauf nicht wesentlich verändern.
Das wohl am wenigsten ergiebige und
unsicherste Instrument der empirischen Sozialforschung ist die Befragung. Sie
ist zwar leicht durchzuführen und rasch computermäßig auszuwerten, aber es
entstehen in vielen Fällen keine verwertbaren Aussagen. Entweder weil die
befragten Personen „sozial erwünschte“ Antworten geben, oder weil Frage und
Antwort missverständlich interpretiert werden.
Daher sind nicht Befragungen,
sondern die Beobachtung und das Feldexperiment die wichtigsten Methoden der Verhaltensforschung.
Obwohl diese Methoden aufwendiger sind, erlauben die Befunde bessere Aussagen
über das tatsächliche Verhalten. Bei der Arbeit mit Tieren sind sowieso keine
Befragungen möglich.
Doch bei der hier formulierten
Hypothese, wonach das menschliche Verhalten in seinen Grundmustern im
historischen Ablauf gleichbleibt, gestaltet sich eine Beobachtung grundsätzlich
doch sehr schwierig. Die Personen, die beobachtet werden sollten, sind alle
schon seit Jahrhunderten tot.
Darum wählen wir in dieser
Forschungsfrage einen anderen Ansatz. Wir beobachten das Verhalten heutiger
Personengruppen in bestimmten Situationen und vergleichen es mit dem Verhalten von
Personen in ähnlichen oder gleichen historischen Situationen.
Die Corona-Pandemie des Jahres 2020
liefert uns umfangreiche Beobachtungsdaten über das menschliche Verhalten, die
wir mit dem historischen Verhalten der Menschen bei den Seuchen des 14.
Jahrhunderts gut vergleichen können.
Corona ist zwar nicht die Pest,
dennoch werden Wahrnehmungsparallelen deutlich.
Bei der weltweit raschen
Verbreitung des Coronavirus entstand eine ungemeine Verunsicherung: Die Bilder
von überfüllten Krankenhäusern, von LKW-Konvois mit Corona-Leichen, die
Berichte über Triage und fehlende Behandlungsmöglichkeiten der Schwerkranken brachten den Begriff Seuche wieder zurück in
das Bewusstsein der modernen Gesellschaft. Der einzelne sah sich in seiner
unmittelbaren körperlichen Existenz bedroht und auf einmal war der mental in Kliniken,
Altenheime, Hospize und Krematorien abgeschobene Tod wieder real und ganz nah.
Dem Menschen des Mittelalters und
der frühen Neuzeit war der Tod geläufiger. Gestorben wurde früh und häufig, an
Verletzungen, Unfällen und im Kindbett. Der Tod wurde im Kreise der Familie
erlebt und das Sterbebett zuhause wurde sprichwörtlich. Trotzdem war der Tod,
wenn eine Seuche ausbrach plötzlich und unerwartet da. Wer am morgen noch
frisch und munter war, konnte am Abend schon auf dem Leichenkarren liegen.
Die Situation und die existenzielle
Angst sind durchaus vergleichbar und dementsprechend kann auch das Verhalten
der Menschen verglichen werden.
Damals wie heute gelangte der
Erreger der Seuche auf den Handelswegen von Asien nach Europa und obwohl die
Pest eine bakterielle Erkrankung ist, im Gegensatz zur Virusinfektion bei Covid
19, stammen die Erreger beider Seuchen ursprünglich aus dem Tierreich.
Welche Verhaltensmuster überliefern
uns die Dokumente und Quellen aus der Zeit der Pestepidemien im 14.
Jahrhundert?
Es lassen sich zwei Richtungen der
Reaktion auf die Seuche deutlich unterscheiden:
Einerseits führte die Angst vor
Ansteckung, Erkrankung und Tod zu vielfältigen und mitunter drastischen staatlichen
Maßnahmen, andererseits flüchteten sich viele Menschen in teilweise irrationale
Verhaltensweisen, die für den Historiker bislang nur schwer nachvollziehbar
waren.
Beide doch so unterschiedliche
Verhaltensweisen sind auch heute bei Corona im Jahr 2020 sehr gut zu
beobachten.
Als der „schwarze Tod“ ab 1347
Europa heimsuchte, waren die politisch Verantwortlichen zunächst bemüht, die
Ausbreitung zu stoppen. Nachdem die Pestepidemien der Antike Europa fast 800
Jahre lang verschont hatten, suchte man verzweifelt und mit den damals zur
Verfügung stehenden wissenschaftlichen Methoden dem Erreger auf den Grund zu
kommen, Heilungsmethoden zu erkennen und Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.
Die medizinische Fakultät der
Universität Paris war damals so etwas wie heute die Johns Hopkins Universität in
den USA. Dort gab der französische König Phillip VI. ein Pestgutachten in
Auftrag, das 1348 von den Experten vorgelegt und in ganz Europa verbreitet wurde.
Die Ursache der Pandemie sei ein „komplexer Schöpfungsakt magistraler Kräften
mit Ineinandergreifen von terrestrischen und kosmischen Voraussetzungen.“
Da bekannte Heilmittel, die bei
vorhergegangenen Seuchen erfolgreich waren[4], diesmal
versagten, wurde die Prävention in den Mittelpunkt der Pestbekämpfung gestellt.
Die Ärzte und das damals verfügbare
medizinische Personal trugen Schutzkleidung und Masken mit Filtern, die wie
Vogelschnäbel aussahen. Viele Menschen banden sich Tücher um den Kopf, um vor
dem tödlichen „Pesthauch“ geschützt zu sein. Die Kleider von erkrankten
Personen wurden verbrannt, und mit Hilfe von Kräuterdämpfen versuchte man die
Räume von den Erregern der Krankheit zu säubern.
Wurden zu Anfang der Pandemie die
Menschen noch in Hospitäler gebracht und normal beerdigt, richteten die
Behörden nach dem raschen Anstieg der Infektionen Pesthäuser vor den Toren der
Stadt ein und die Kranken wurden zwangsweise isoliert. Gebäude in denen
Erkrankte lebten, erhielten ein Kreuz als Warnmarkierung zum Schutze der
Nachbarschaft. In einigen Städten Norditaliens mauerte man sogar die Türen der
Häuser in denen Kranke lebten einfach zu.
Schließlich konnte die Menge der
Leichen nicht mehr förmlich bestattet werden und die Toten wurden in
Massengräbern beigesetzt.
Um das Einschleppen der Krankheit
zu verhindern,. wurden Reisende in Venedig und anderen Hafenstädten für 40 Tage
isoliert, bevor sie den Ort betreten durften. Aus dieser Maßnahme stammt der
noch heute bekannte Begriff der „Quarantäne“.
In manchen Gegenden wurden
„Pestbriefe“ eingeführt, Gesundheitspässe, die an Grenzstationen vorzulegen waren
und die Pestfreiheit am Herkunftsort des Reisenden bescheinigte. Polen hatte
die Grenzen zu anderen Ländern vollständig geschlossen und blieb daher
weitgehend von der Pest der zweiten Hälfte des 14.Jahrunderts verschont.
Diese angesichts der Hilflosigkeit
gegenüber der Krankheit getroffenen öffentlichen Verfügungen waren allesamt
durchaus vernünftig und konnten die Ausbreitung der Pest hemmen.
Sie kommen uns angesichts der im
Jahr 2020 getroffenen Maßnahmen durchaus bekannt vor.
Aber was wissen wir noch vom
Verhalten der Menschen zu dieser Zeit?
Die Bevölkerung war zutiefst
verunsichert. Man fühlte sich der Seuche hilflos ausgeliefert. Das gewohnte
bisherige Leben war nicht mehr möglich.
Der Warenverkehr kam während damals
fast völlig zum Erliegen. Felder wurden nicht mehr bestellt und handwerkliche
Arbeiten waren unmöglich geworden. Die Menschen flohen panisch aus den Städten,
in denen die Pest ausgebrochen war und trugen damit zur weiteren Verbreitung
bei.
Wer es sich erlauben konnte, zog aus den
Städten ins Umland auf seinen Landsitz und igelte sich hinter hohen Mauern ein.
Der größte Teil der Bevölkerung
befolgte die getroffenen Verordnungen dieses mittelalterlichen „Lockdowns“,
blieb zuhause und betete.
Mit der Verunsicherung und der
Angst kam die verzweifelte Suche nach einer Erklärung für das Unglück. In der Bevölkerung war man sich sicher, es
handele sich bei der Pest um ein Strafgericht Gottes, wie es oft in der Bibel
erwähnt wird. Es wurden Gottesdienste und Prozessionen veranstaltet und
Heiligenbilder geküsst, was natürlich noch mehr zur Verbreitung beitrug.
Wenn man Ursachen ergründen will,
sucht man Schuldige und findet sie auch. Schließlich wurden die Juden
beschuldigt durch die Vergiftung der Brunnen die Seuche verursacht zu haben. In
vielen Städten wurden Juden getötet und so ganze jüdische Gemeinden
ausgelöscht. Doch das Sterben ging weiter. In der Bevölkerung raunte man von den
mächtigen und bösartigen Hintermännern einer allgemeinen Verschwörung gegen die
Menschheit.[5]
[6]
Neben dem sich Wegducken und der
Suche nach Schuldigen, werden noch zwei andere Verhaltensauffälligkeiten
überliefert, Geißlerzüge und Pestorgien.
Die Geißler waren lose Gruppen von
Männern und Frauen, die von einem Ort zum anderen zogen. Sie geißelten den
nackten Oberkörper mit Lederpeitschen, um nach eigenem Bekunden die Strafen
Gottes von der Welt zu nehmen. Sie behaupteten, der Auftrag dazu stamme aus dem
Brief eines Engels, den dieser auf dem Altar einer Kirche niedergelegt habe.
Dabei beriefen sie sich auf eine Tradition des Urchristentums. Der Kirche waren
diese Geißlerzüge während der Pest sehr verdächtig, weniger weil dadurch die
Krankheit weiterverbreitet wurde, sondern weil deren Anhänger deutlich sozial-revolutionäre,
antiklerikale und aufrührerische Ziele verfolgten. Die urchristliche Tradition,
auf die Bezug genommen wurde, war ein römisch-heidnischer Ritus bei dem zum
Lupernalienfest, dem Vorläufer unseres Karnevals, Frauen ausgepeitscht wurden,
um die Fruchtbarkeit anzuregen. Folglich verbot die Kirche bald diese
Geißlerzüge und Historiker der Aufklärung sehen in ihnen neben dem
sozial-revolutionären Anspruch eher ein Ausleben „wollüstiger Fantasien“ und
die sogenannte Flagellation als „sexuell stimulierende Buse“.
In ähnlicher Weise sind die
Pestorgien dieser Zeit zu bewerten.
In vielen Chroniken ist zu lesen,
dass sich Menschen gerade während der Pestepidemie versammelten und Männer und
Frauen gemischt ausschweifende Orgien feierten. Es wurde gegessen, was an
Vorräten da war, bis zum Koma gesoffen und alle sexuellen Schamgrenzen waren
gefallen.
Historiker erklären diese
sogenannten Pestorgien mit der Situation und der Erwartung des baldigen Todes.
Wer sich sicher war, dass er die Woche nicht überleben würde, der wollte
wenigstens noch alle Genüsse des Daseins genießen, denn morgen kann schon alles
vorbei sein.
Aus der Sicht der
Verhaltensforschung kommen wir auf eine andere nicht mindere interessante
Erklärung und damit zu einer wichtigen Parallele zum Verhalten der Menschen in
Deutschland im Jahr 2020
Der US-amerikanische
Sozialpsychologe Leon Festinger veröffentlichte im Jahr 1978 seine Theorie der
kognitiven Dissonanz. Er definiert die kognitive Dissonanz als einen Zustand,
bei dem zwei kognitive Elemente zueinander im Widerspruch stehen, so dass das
eine in gewisser Weise das Gegenteil des anderen ausdrückt.
Es handelt sich also bei der
kognitiven Dissonanz um einen psychischen Zustand, bei dem eine Person
gezwungen ist, etwas wahrzunehmen, das allein durch diese Wahrnehmung und das
damit verbundene Denken unangenehme Gefühle auslöst. Einfach ausgedrückt: Wir
nehmen eine Situation wahr, die wir eigentlich gar nicht wahrnehmen wollen,
weil wir dadurch verunsichert werden und zunächst keine Möglichkeit sehen, wie
wir die Situation mental verarbeiten und uns daran anpassen sollen.
Genau in dieser Situation befanden
sich die Menschen während der Pest Epidemie im 14. Jahrhundert wie auch die
Menschen in Deutschland im Corona-Jahr 2020.
Der Mensch ist grundsätzlich
bestrebt, eine kognitive Dissonanze abzubauen:
Die Forschung kennt hierzu mehrere
psychologische Mechanismen:
1. Wünsche
aufgeben und Einstellungen ändern,
2. nichtwahrnehmen,
leugnen und abwerten der Information,
3. selektive
Beschaffung und Interpretation von Dissonanz reduzierenden Informationen,
4. Ersetzung
von Kognitionen, Unterdrückung dissonanter Wahrnehmung bei gleichzeitiger
Addition von einstellungskonformen Eindrücken
All diese Verhaltensweisen können
wir heute bei der Corona-Pandemie beobachten und davon ausgehen, dass dadurch
auch das Verhalten der Menschen während der Pestzeit geprägt wurde.
Die staatlichen Rahmenbedingungen
waren damals wie heute mit Quarantäne, Isolation und Einschränkung der
Bewegungsfreiheit die gleichen.
Der wohl größte Teil der
Bevölkerung heute nutzte die erste Variante der mögliche Dissonanzreduzierung:
Der Wunsch nach Reisen in ferne Länder wurde aufgegeben, Familienfeste,
Restaurantbesuche und andere Gemeinschaftsveranstaltungen bei Sport und Spiel.
Vieles, was einst sehr wichtig war, wurde nicht mehr praktiziert. Das Leben
entschleunigt.
Doch mit zunehmendem Dissonanzdruck
und Einschnitten in die Lebensgestaltung kam es weiteren Reaktionen, die als
zweite Anpassungsphase bezeichnet werden können.
Die vorliegenden Informationen
wurden einfach nicht wahrgenommen, die in den Medien veröffentlichten Zahlen
angezweifelt. Die Darstellungen renommierter Wissenschaftler waren auf einmal
nichts mehr wert. Es entstand 2020 die große Gruppe von „Corona-Leugnern“.
Aus den unterschiedlichsten Quellen
beschaffte man sich Informationen, um die kognitive Dissonanz abzubauen. Kein Beitrag
bei YouTube, Facebook und anderen digitalen sozialen Netzwerken war zu abseitig
und abstrus, als dass er nicht geglaubt und unzählige Male weiterverbreitet
wurde. Wer sich einen weißen Kittel anzog und bei YouTube erklärte, den Covid-19
Virus gäbe es überhaupt nicht, oder diese Infektion sei weit weniger gefährlich
als die Grippe, dem wurde mehr geglaubt als den renommiertesten Virologen. Man
ging sogar dazu über, die anerkannten Experten auf diesem Gebiet persönlich zu
diffamieren, um die Botschaft, die sie vermittelten, als unwahr oder
übertrieben abtun zu können.
Hier hat sich seit dem Mittelalter
im menschlichen Verhalten nichts geändert. Da die Wissenschaft, was sie selbst
zugibt, nicht immer alles weiß und erklären kann, ersetzt der Mensch schon
damals wissenschaftliche Vermutungen durch mystische, esoterische und aus
seiner Sicht sichere Aussagen. Hauptsache dadurch wurde die Situation als
ungefährlich für die eigene Person dargestellt und somit die kognitive
Dissonanz abgebaut.
Auch im Mittelalter verloren
Wissenschaftler und Ärzte schnell an Ansehen und Glaubwürdigkeit. Hellseher,
Astrologen und professionelle Quacksalber hatten damals Hochkonjunktur. Daneben
entstand ein gewaltiger Markt für Schutzsalben, Abwehrmedallions und
esoterische Gesundheitsmittel. Diejenigen, die sich darauf verließen und ihre
Ängste beruhigten, können wir heute nicht mehr befragen.
Auch die Suche nach den Ursprüngen
der Seuche zeigt bemerkenswerte Parallelen zwischen der zweiten Hälfte des 14.
Jahrhunderts und dem Jahr 2020. Damals glaubten viele an die Brunnenvergiftung
durch Juden oder eine geheime Weltverschwörung.
Man verdächtigte sogar den osmanischen Sultan die Seuche verursacht zu
haben, um die Christen auszurotten und dann in Europa neue muslimische Völker anzusiedeln.
Das Verhalten hat sich nach vielen
Jahrhunderten und selbst nach der Aufklärung nicht geändert. Heute sind es
unter anderem Bill Gates, die Freimaurer, die Illuminaten und die Regierung der
Bundesrepublik Deutschland, die als Urheber der Pandemie benannt werden. Die zu
erwartende Impfung soll nur der weiteren Unterdrückung oder sogar Versklavung
der Menschen dienen, die bereits mit dem Lockdown und der Maskenpflicht in den
öffentlichen Verkehrsmitteln eingeläutet wurde.
Wie wenig sich das menschliche
Verhalten doch geändert hat und wie wenig vom Geist der Aufklärung übriggeblieben
ist!
Es wäre nun zu einfach, die Corona-Demonstrationen
des Jahres 2020 mit den Geißlerzügen des Mittelalters zu vergleichen. Aber auch
hier finden wir verblüffende Übereinstimmungen. Wenn Neonazies, Esoteriker,
Friedens- und Umweltaktivisten, ewig Gestrige und überzeugte
Zukunftspessimisten, normale Bürger und Aluhutträger in einer Reihe marschieren
und die Aufhebung der Coronamaßnahmen fordern, dann muss dieses Phänomen auch
von der Verhaltensforschung hinterfragt werden.
Gibt es einen gemeinsamen Nenner?
Die grundsätzliche politische Ausrichtung kann es wohl nicht sein.
Vielmehr gilt, dass einige dieser
Protestaktivisten sich davon eine Destabilisierung der Gesellschaft erhoffen
und damit ihre eigenen politischen Ziele vorantreiben. Die gemeinsame Klammer
dieses kollektiven Verhaltens freilich ist die kognitive Dissonanz und der
mentale Abbau dieser Dissonanz: Die Coronapandemie wird als beendet oder nicht
vorhanden erklärt, weil sie beendet oder nicht vorhanden sein soll. In einem
großen Demonstrationszug mit tausenden Teilnehmern mitzulaufen bietet den
gleichen psychologischen Effekt wie im Internet nach Beweisen dafür zu suchen,
dass die Pandemie ein Fake und alles nicht so schlimm ist. Die Herdensicherheit
in einer so großen Mende verstärkt die mentale Sicherheit. „Wenn viele so
denken wie ich, dann kann das, was ich denke, nicht falsch sein. Wenn viele
glauben Corona gibt es nicht, dann muss das wohl stimmen“. Es kommt also wissenschaftlich ausgedrückt
zur Addition von einstellungskonformen Eindrücken. Damit erklären sich auch die
Geißlerzüge der mittelalterlichen Pest als kollektiver Bewältigungsmechanismus,
als Protestzug sowie die Abneigung der damaligen Obrigkeit gegenüber dieser
Massenbewegung.
Ein lehrbuchmäßiger Mechanismus zum
Abbau der kognitiven Dissonanz.
Möglicherweise erklärt dieser
Zusammenhang auch die Pestorgien. Es wäre unrichtig Pestorgien mit den
Coronaparties zu vergleichen, die bei der Jugend offenbar sehr beliebt sind.
Doch sicher entwickelten sich diese Ausschweifungen nicht primär aus einem
gewissen Fatalismus und der Angst vor dem nahen Ende. Die Vermutung liegt nahe,
dass diese Pestorgien auch ein Weg waren, die kognitive Dissonanz abzubauen.
Die Krankheit wurde ganz einfach ausgeblendet. Die Seuche sollte einfach nicht
wahr sein. Die Orgie mit Gleichgesinnten war ein einfacher Weg, die Angst vor
dem Tod aus dem eigenen Leben herauszuhalten. Alkohol-genuss und freier Sex
boten eine willkommene Ablenkung bis zur Besinnungslosigkeit im wahrsten Sinne
des Wortes.
Die Corona-Pandemie des Jahres 2020
ist natürlich nicht die Pestepidemie des 14. Jahrhundert, aber sie bietet sich
an, das Verhalten der Menschen unseres Zeitalters mit dem Verhalten der
damaligen Menschen zu vergleichen. Gerade dieser Vergleich stützt die Hypothese,
dass sich das menschliche Verhalten in seinen Grundmustern auch im Ablauf
mehrerer Jahrhunderte nicht ändert.
Diese Erkenntnis der
Verhaltensforschung ist nun freilich nicht neu. Bereits der antike Historiker
Thukydides berichtet im vierten Jahrhundert vor Christus von der
demoralisierenden Wirkung der Seuche von 430 v. Chr. in Athen und den sozialen
Auflösungserscheinungen, die sie begleiteten
.
[1] https://youtu.be/E1EZRPrROYs
[2] https://youtu.be/3Gh2oGANSS0
[3] https://youtu.be/HGOHtDta82M
[4] http://www.reichling-zweibruecken.de/download/nostradamus.pdf
[5] http://www.reichling-zweibruecken.de/download/corona%20verschwoerung.pdf
[6] https://youtu.be/NF-BR41olYY
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