CORONA Verschwörung
aktualisiert am: 24.05.2020
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Corona
Verschwörung
„Zur Corona-Verschwörung kann Ich einfach nicht länger schweigen.
Die Wahrheit über die Coronaverschwörung muss ans Licht. Bald könnte es zu spät sein, oder vielleicht ist es schon zu spät.
Nur die Eingeweihten wissen, wer wirklich seit
Jahrtausenden die Geschehnisse auf der Erde bestimmt:
Unser Planet ist nur ein Experiment für sie. Hier haben sie
durch einige Auserwählte, die sich selbst Illuminaten, die Erleuchteten nennen
und denen die Geheimnisse eröffnet wurden, schon lange die Steuerung
übernommen. Mit Hilfe der Freimaurer-Logen, als den unteren Graden der
Illuminaten und den angeblichen Service-Clubs wie Rotary und Lions, setzen sie
ihre Pläne um.
Die sogenannten Politiker und die Manager der Konzerne
sind nur ihre Marionetten. Die internationalen Börsen und die Kapitalströme
beherrschen sie mit Hilfe des „auserwählten Volkes“ der Juden.
Die Befehlsausgabe erfolgt über unverdächtige Treffen wie
zum Beispiel bei den „Bilderbergern“. So
wurde auch Bill Gates ausgewählt, den neuesten Plan in die Realität umzusetzen:
Die Beendigung der Zerstörung des Planeten durch die
Überbevölkerung.
Wer schon einmal in Deutschland auf einer verstopften
Autobahn festsaß, der weiß, was Überbevölkerung bedeutet, und jeder der durch
unberechenbare Windows-Updates genervt wurde, kennt die teuflischen Strategien
des Bill Gates.
Ist das nicht Beweis genug?
Der aktuelle Plan ist ebenso einfach wie perfide: Ein in
geheimen chinesischen Laboren gezüchtetes Kampfvirus mit langer Inkubationszeit
verbreitet sich in rasender Geschwindigkeit rund um den Globus. Die
willfährigen oder einfach verblödeten Handlanger in den Regierungen würgen das
gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Leben ab. Die Mainstream-Medien
verbreiten eine Panik vor der Pandemie. Die Grundrechte werden außer Kraft
gesetzt, Demonstrationen und Aufstände unmöglich gemacht.
Doch die geheimen Labore des dämonischen Bill Gates, dem
ja auch die WHO gehört, arbeiten schon an einem sogenannten Impfstoff, der
zwangsweise mit Hilfe von Flugzeugen über die Menschen gesprüht und
gleichzeitig über G5 Maste und unbemerkt implantierte Chips verbreitet wird.
Genauso wie die Bienengifte, mit denen die bestäubenden
Bienen fast ausgerottet wurden, damit wir alle verhungern.
Greta Thunberg, zunächst ein unwissendes Instrument
dieser geheimen Mächte, wird wegen erwiesener Geisteskrankheit von den Ärzten
aus dem Weg geräumt.
Eben diese Ärzte, die während der Pandemie sich als
unwissend oder gekauft disqualifiziert haben, werden zu Helfershelfern jenes
Massenmordes.
Am Ende folgen das große Sterben und eine Hungersnot. Die
Apokalypse wird ausbrechen. Alles wie schon in der Bibel, bei Nostradamus und
anderen Sehern vorhergesagt.
In Kürze werden auch die sozialen Netzwerke verstummen
oder gleichgeschaltet sein, um so die dumpfe Menschheit in Unwissenheit
verharren zu lassen.
Von der gegenwärtigen Weltbevölkerung werden nur 500
Millionen Menschen übrigbleiben, deren Namen schon jetzt in den Listen der Illuminaten
verzeichnet sind.
Wehrt Euch! Verteidigt Eure Rechte und kämpft um Euer
Leben. Teilt diese Nachricht im Internet.
Denn ihr kennt jetzt die Wahrheit.“
Mit diesen wenigen Sätzen habe ich die wesentlichen
Verschwörungstheorien zusammengefasst, die gegenwärtig, im Mai 2020, durch die
sozialen Netzwerke geistern und fleißig viral weitergegeben werden.
Verschwörungstheorien sind ein
interessantes Phänomen der empirischen Verhaltenswissenschaft, und daher möchte
ich sie aus dieser Sicht etwas genauer betrachten.
In der Verhaltenswissenschaft,
insbesondere in der Theorie der internationalen Marketing-wissenschaft, lautet
der dritte Grundsatz der Marketingphilosophie: „Das menschliche Verhalten ist
in seinen Grundmustern auf der ganzen Welt gleich“.
Das liegt an festen Größen im
menschlichen Verhalten, wie beispielsweise den kognitiven Mechanismen, den
angeborenen. also genetisch bedingten Auslösemechanismen und der allgemeinen
menschlichen Motivstruktur. Was wir als kulturelle Unterschiede wahrnehmen, sind
nur historische oder gesellschaftliche Prägungen. Die gemeinsamen Grundlagen
werden von der Wissenschaft als Verhaltens-Normalien oder anthropologische
Konstanten bezeichnet.
Wir können diese Hypothese auch ausweiten,
in dem wir formulieren, dass das menschliche Verhalten in seinen Grundmustern
nicht nur auf der ganzen Welt gleich ist, sondern sich auch historisch im
Zeitablauf in den letzten Jahrtausenden nicht geändert hat. Wir betrachten
diese Normalien also nicht nur in der Querschnittsanalyse, sondern auch im
historischen Längsschnitt.
Diese Hypothese ist überprüfbar,
indem wir das menschliche Verhalten als Reaktion auf bestimmte einschneidende
Ereignisse betrachten, die in der Vergangenheit zu beobachtbaren Reaktionen
führten.
Dazu eignen sich Zeiten von
Seuchen besonders gut.
Eine Seuche berührt den Menschen
in besonderer Art und Weise. Sie bedroht unmittelbar sein Leben, die Angst
davor, die eigene Existenz könnte in wenigen Tagen zu Ende sein, dringt tief in
sein Bewusstsein ein. Anders als bei Kriegsereignissen erscheint die Gefahr
unsichtbar, schleichend, nicht direkt erkenn- und abwehrbar.
Daraus folgt eine tiefe
Verunsicherung.
Der einzelne Mensch und die ihn
umgebende Gesellschaft sinnt auf Rettung. Aus der persönlichen Panik wird eine
gesellschaftliche Panik und aus dieser eine Massenpanik, in deren Verlauf sehr
schnell moralischen Normen über Bord geworfen werden.
In dieser Situation finden wir
die Verschwörungstheorie oder, wissenschaftlich besser ausgedrückt, die
Verschwörungsideologie oder Verschwörungserzählung als sozialpsychologisches
Phänomen.
Solche Verschwörungserzählungen
gelten in der Verhaltensforschung als „anthropologische Konstante“. Sie sind der Versuch, ein Ereignis oder eine
Entwicklung, für die der Mensch keine kognitive rationale Sinndeutung hat,
durch eine Verschwörung zu erklären.
Der kognitive Mechanismus, der
diesem Verhaltensphänomen zu allen Zeiten zugrunde gelegen hat, kann durch die
Attributionstheorie erklärt werden.
Während der Pestepidemie in
Mitteleuropa, als der „schwarze Tod“ zwischen 1346 und 1353 etwa 50 bis 80
Millionen Menschen das Leben kostete und ganze Landstriche entvölkerte, wurden
die selben öffentlichen Maßnahmen ergriffen, wie bei der heutigen
Corona-Pandemie. Auch damals wurden die Grenzen abgeriegelt, wie zum Beispiel
in Polen, das dadurch weitgehend von der Pest verschont blieb oder Reisende aus
„Risikogebieten“ wurden für 40 Tage isoliert. (Daher der Begriff Quarantäne.)
Die meisten Städte untersagten
alle Gottesdienste, Prozessionen, Märkte und Versammlungen. Die Mediziner der
damaligen Zeit, die der Seuche machtlos gegenüberstanden, brachten Ratschläge
und Handlungsempfehlungen unter das Volk. Der französische König Philip VI. gab
bei der damals angesehensten medizinischen Fakultät an der Pariser Universität 1348
ein Pestgutachten in Auftrag. Darin wurden zwar Maßnahmen zur Seuchenprävention
vorgeschlagen, doch die Wissenschaftler mussten eingestehen, keine
erfolgversprechenden Behandlungsmethoden zu kennen. Vielerorts kam es zum
allgemeinen Lockdown, manchmal wurden die Infizierten sogar in ihren Häusern
eingemauert.
Die Situation war also der
gegenwärtigen Corona-Pandemie durchaus vergleichbar.
Obwohl die Sterblichkeit bei Corona
nicht an die Pestepidemie heranreicht, dürfte die soziale und individuelle
Beunruhigung des heutigen Menschen gleich groß sein.
Der Mensch des späten
Mittelalters war aufgrund der geringen Lebenserwartung allzeit vom Sterben
umgeben, der Mensch des 21.Jahrhunderts dagegen hat gelernt den Tod zu
tabuisieren, und Seuchen waren für ihn lange Zeit kein Thema mehr.
Wir können allerdings während der
Pest- Epidemien einen kognitiven Bewältigungsmechanismus nachweisen, der auch
heute wieder bei der Corona-Pandemie sichtbar wird: Die Verschwörungs-erzählung.
Der Mensch sucht bewusst und
unterbewusst nach Ursachen für Unerklärbares.
Im Mittelalter, als die
Glaubensstrukturen noch fest gefügt waren, wurde die Seuche als Strafe Gottes
erklärt, eine gewollte Zerstörung des gewohnten sündhaften Verhaltens.
Die Panik führte dazu, dass sich
Geißler- Züge bildeten. Das waren Gruppen in denen sich Frauen und Männer mit
nacktem Oberkörper bis aufs Blut geißelten, sich mit Peitschen selbst
traktierten und ihrem Leben so im Rahmen einer alternativen Theologie einen
Sinn geben wollten und das Ende der Seuche erhofften.
Diese Geissler standen im
deutlichen Widerspruch zu anderen ihrer Zeitgenossen, die ebenfalls von der Seuche in Panik versetzt worden waren,
und die sich angesichts des erwarteten nahen Todes den wüstesten Orgien und
Ausschweifungen hingaben, ohne sich an die verordneten Isolationen und
Kontaktsperren zu halten.
Fast überall in den betroffenen
Gebieten suchte man jedoch neben dem göttlichen Strafgericht auch andere
Schuldige und fand sie auch sehr bald: Die Juden.
Dabei taucht eine geradezu
klassische Verschwörungstheorie oder besser Verschwörungserzählung auf.
Die jüdischen Gemeinden in den
einzelnen europäischen Städten wurden schon vor der Seuche argwöhnisch beäugt
Diese Menschen hatten ein andersartiges Aussehen und lebten in ihrem
abgeschlossenen Kreis von eigenen Gebräuchen und Riten. Infolge ihres Ausschlusses
aus den ehrbaren Berufsgruppen und ihrer Tätigkeit als Geldverleiher galten sie als Wucherer und zudem ohnehin als Gottesmörder.
Diese verbreiteten Vorurteile
brachen in der Bevölkerung angesichts der Pestpanik ungehemmt hervor, und als man feststellte, dass die
jüdischen Familien oft von der Pest verschon wurden, waren sie schnell als die
Urheber der Pest gebrandmarkt. Verstärkt wurde der Verdacht gegen „die Juden“ eben
auch dadurch, dass sie durch ihre religiösen Hygienevorschriften, ihre
medizinischen Kenntnisse und ihre abgeschottete Lebensweise seltener erkrankten
als die übrige Bevölkerung.
Da die Pestärzte die Meinung
vertraten, die Seuche resultiere aus verunreinigtem Wasser, war es nur noch ein
kleiner Gedankenschritt, die Juden zu beschuldigen, sie hätten die Brunnen
vergiftet.
Die Erzählung von der jüdischen
Weltverschwörung zur Vernichtung der zivilisierten Christenheit war geboren.
In ganz Europa wurden die Juden
festgenommen und verhört. Auf der Folter gestand am 18. Oktober 1348 in
Lausanne ein jüdischer Arzt, diese Weltverschwörung gehe von einem spanischen
Juden und einem französischen Rabbiner aus, die ein Gift (Der Begriff „Virus“
war damals noch nicht bekannt) entwickelt und an alle jüdischen Gemeinden
versandt hätten, um die Brunnen der Christen zu vergiften.
Die Kunde über diese Verschwörung
verbreitete sich so schnell wie die Pest selbst über ganz Europa. Die
Verschwörungserzählung wurde durch Berichte über angebliche Giftfunde und
Geständnisse immer glaubwürdiger gemacht. und schließlich wurden ganze jüdische
Gemeinden ausgelöscht indem man in den Städten die gesamte jüdische Bevölkerung
ermordete.
Diese Verschwörungstheorie war
auch durch staatliches Eingreifen nicht einzudämmen. Stadträte, die sich der Judenverfolgung
entgegensetzten wurden kurzerhand abgesetzt, adlige Ritter unter deren Schutz
die Juden standen vom Mob verjagt oder gelyncht. Papst Clemens VI., der sich sogar
in einer päpstlichen Anordnung, einer sogenannten Bulle, gegen diese
Verschwörungstheorie wandte und als Beweis dafür anführte, dass auch Tausende
von Juden an der Seuche starben, konnte die Verschwörungstheoretiker nicht
überzeugen.
Schon damals traten Personen auf,
die behaupteten besonders gut informiert zu sein und sahen es als ihre Aufgabe
an, die Unwissenden zu warnen. Man
erzählte sich, Philip von Valois, der Herzog von Anjou, habe aus einem Brief
zitiert, den man bei einem gewissen Juden Bananias entdeckt habe. In diesem
Schreiben werde die Verschwörung der französischen Juden mit den muslimischen
Herrschern deutlich, mit dem Ziel, ganz Europa dem Islam zuzuführen und die
Völker auszutauschen.
Wir sehen an diesem Beispiel,
dass wir zurecht Verschwörungserzählungen als anthropologische Konstanten
bezeichnen können und solche Erzählungen die Jahrhunderte überdauern.
Diese jüdische
Verschwörungserzählung hatte auch für diejenigen die sie verbreiteten einen
sehr realen Vorteil. Gleichzeitig mit den Juden verbrannten auch die
Schuldscheine. Finanzielle Verpflichtungen gingen in Flammen auf und die
Grundstücke der Juden konnten billig erworben oder von der jeweiligen Stadt
einfach übernommen werden.
Nach diesen Beobachtungen zur
Verschwörungstheorie während der Pest im Mittelalter könnte man annehmen, das menschliche Verhalten habe sich
nach Reformation und Aufklärung geändert.
Das war freilich keineswegs der
Fall, und so bestätigt sich die Hypothese des konstanten menschlichen
Verhaltens über die Jahrhunderte hinweg.
Konnte im Mittelalter noch das
göttliche Strafgericht oder zumindest der Teufel höchstpersönlich als Ursache
für bedrohliche, in Panik versetzende Ereignisse herhalten, wurden im 18. Jahrhundert
bis in unsere Zeit mit zunehmender „Aufklärung“ die Verschwörungserzählungen
differenzierter.
Neben den Juden, die immer für
jede Verschwörungstheorie gut sind, tauchen jetzt auch die Jesuiten und die
Illuminaten als die Akteure der Verschwörungserzählung auf.
Die beobachtbaren Grundmuster
sind immer gleich:
Der Freiherr von Knigge, der sich
entgegen anderer Meinung nie über die sogenannten guten Manieren geäußert hat,
verbreitete 1781 eine Verschwörungserzählung, nach der die Jesuiten die
Freimaurerlogen und auch deren Hochgrade, die Illuminaten, gegründet hätten, um
Oliver Cromwell in England zu stürzen und den Katholizismus wieder einzuführen.
Im Vorfeld der französischen
Revolution ging in der Bevölkerung die Verschwörungstheorie um, der König und
seine Minister verknappen die Nahrungsmittel im Land, um nach den erwarteten
Hungerunruhen mit Gewalt gegen das Volk vorzugehen und die versprochene
Einberufung der Generalstände zu verhindern. Die so eingeheizte revolutionäre
Stimmung fand ihren Höhepunkt als der wegen extremer sexueller Ausschweifungen
luxuriös in der Bastille gefangene Marquis de Sade den Massen vor der Festung
aus zurief: „Zu Hilfe die Gefangenen der Bastille werden ermordet.“ Diesem Fake wurde geglaubt, die Bastille
gestürmt und die Revolution nahm ihren Lauf.
Die darauf folgenden sozialen und
gesellschaftlichen Verwerfungen in ganz Europa erzeugten die nächste
Verschwörungserzählung: Die Französische Revolution sei das Werke einer
freimaurerischen Verschwörung mit dem Ziel den Grundsätzen der Logen,
Brüderlichkeit, Freiheit und Gleichheit weltweit zum Durchbruch zu verhelfen.
Die Tatsache, dass viele Adelige, die dabei ihren Kopf verloren Mitglieder der
Logen waren, interessierte keinen dieser Verschwörungsanhänger.
In den Verschwörungstheorien der
folgenden Jahrhunderte bis zum heutigen Tage tauchen regelmäßig immer wieder
„die Juden“, „die Freimaurer“, „die Jesuiten“ und die „Illuminaten“ auf.
An allen vordergründig bedrohlichen
historischen Ereignissen sehen die Anhänger von Verschwörungstheorien in ihnen die
geheimen Drahtzieher.
Was haben diese Akteure gemeinsam?
Sie bilden geschlossene, mehr oder weniger nach außen abgeschlossenen Gruppen,
ihre Gruppenrituale gelten als „geheimnisvoll“ und man vermutete bei ihnen ein
Intelligenzpotential oder zumindest ein geheimes Wissen, das der Allgemeinheit
nicht zugänglich ist und ihr vorenthalten werden soll. Weiterhin unterstellen
die Anhänger von Verschwörungserzählungen bei diesen Gruppen eine geheime,
meist bösartige Zielsetzung des Handelns, das die Ursache für das gegenwärtige
nicht erklärbare historische Ereignis sein muss.
Mit Hilfe dieser
Verschwörungstheorien wird das eigene unvollständige Informationspotential
aufgefüllt und die Ereignisse der Welt erklärt.
Je geheimnisvoller der Akteur ist,
desto glaubhafter wirkt die Verschwörungserzählung. Daher nehmen die
Illuminaten selbstverständlich den ersten Platz bei diesen Erzählungen ein.
Die jüdischen Gemeinden bemühen
sich heute um ein weltoffenes Erscheinungsbild in der Gesellschaft, die Freimaurer-Logen
geben Einblick in ihre Arbeit und ihre Ziele und die Jesuiten aus deren Reihen
sogar der derzeitige Papst stammt, bemühen sich um eine Darstellung als
aufgeschlossener und wissenschaftlich orientierter kirchlicher Orden.
Das nutzt alles nichts, die
Menschen glauben das, was sie glauben wollen und beobachten das, was sie zu
sehen erwarten.
Die Illuminaten, deren Mitglieder
und Großmeister sich nur untereinander durch geheime Zeichen erkennen, geben
daher die ideale Projektionsfläche ab.
Wie gefährlich und mit dem
rationalen menschlichen Denken unvereinbar „Verschwörungstheorien“ werden
können, wird durch den immer noch und immer wieder zitierten Begriff der „jesuitisch-freimaurerische-jüdischen
Weltverschwörung“ dokumentiert. Dieser
Begriff, zusammengesetzt aus im Grunde völlig unzusammenhängenden Akteuren,
soll von Erich Ludendorff geprägt worden sein. Jenem Ludendorff, der im ersten
Weltkrieg kaiserlicher Generalquartiermeister war und schließlich zum
Steigbügelhalter Adolf Hitlers wurde.
Der Gedanke dieser
Weltverschwörung hat sehr viel mit den Verschwörungserzählungen der Pestzeit zu
tun und beruht wie die mittelalterlichen Verschwörungstheorien und ihren mit
Hilfe der Folter erzeugten „Geständnissen“ auf einem Fake, nämlich den
sogenannten Protokollen der Weisen von Zion.
Diese „Protokolle der Weisen von
Zion“ sind ein Musterbeispiel für Verschwörungstheorien,
Verschwörungserzählungen und die große Gefahr, die durch sie entstehen kann.
Diese angeblichen Protokolle von 24
geheimen Treffen maßgeblicher jüdischer Kreise ist die Basis aller
Verschwörungstheoretiker. Dieses
Machwerk wurde keinesfalls von einflussreichen Juden verfasst, sondern
mittlerweile von Historikern als Fake von entlarvt. Die Protokolle wurden 1903 in Russland
erstmalig gedruckt und veröffentlicht, wobei die Autoren auf verbreitete
antisemitische Vorurteile mit Aussagen des Buches „Le Juif, le judaisme et la
judaisation des peuples chrétien“ (Der Jude, der Judaimsus und die
Judisierung der christlichen Bevölkerung) des französischen Autors Henri R.
Gougenot des Mouesseuax, das zuvor in Frankreich verfasst wurde, zurückgriffen.
Die Protokolle sollten
offensichtlich im Zarenreich die antisemitische Propaganda unterstützen und
wurden schon wenige Jahrzehnte später als recht plumpe Fälschung erkannt.
Doch heute noch lesen sich die
Teile dieser „Protokolle der Weisen von Zion“ wie ein Lehrbuch für
Verschwörungstheoretiker. Unter dem Motto „der Zwecke heiligt die Mittel“ – ein
Zitat das sonst den Jesuiten zugeschrieben wird – solle eine „Weltherrschaft
des Weltjudentums“ errichtet werden.
Die darin geschilderte Strategie
soll die Zerrüttung der Weltwirtschaft mit Hilfe global agierender Konzerne und
Trusts sein, die mit Hilfe ihrer Kapitalmacht Wirtschafts- und Finanzkrisen
heraufbeschwören. In Folge der daraus resultierenden sozialen Spannungen wenden
sich die demokratischen Völker wieder diktatorischen Regierungsformen zu. Bei den Instrumenten zur Erreichung der
Weltherrschaft werden sogar ausdrücklich Hunger und Seuchen genannt. Weitere Maßnahmen
sind die Verknappung der Zahlungsmittel, die ausufernde Staatsverschuldung und
die Abschaffung des Bargeldes.
Die Zeitungen (andere Medien gab
es damals noch nicht) müssen nach diesem Plan einheitlich dem Ziel der
Weltherrschaft dienen, nach außen allerdings den Schein der Meinungsvielfalt
wahren.
Die Präsidenten der so
entstehenden Marionetten-Staaten sollten persönlich ungeeignet und dumm sein
sowie irgendeinen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit haben damit sie
erpressbar werden.
Kann es uns heute, im Mai 2020
wundern, wenn diese über 100 Jahre alte Verschwörungsgeschichte immer noch
geglaubt und immer noch weiterverbreitet wird?
In unserer Zeit werden die virale
Verbreitung und die selektive Informationsauswahl durch die digitalen Medien
begünstigt. Innerhalb der sozialen Netzwerke können derartige Erzählungen
schnell erfasst und unkritische weitergegeben werden. In der Fülle des dargebotenen
Informationsmaterials nimmt die einzelne Person überwiegend solche
Informationen wahr, die ihrer bisherigen Einstellung entsprechen und diese bestärken.
Aus Einstellungen werden so schnell Vorurteile und die werden dann durch eigene
Postings in der digitalen Welt weiterverbreitet:
Das Internet
ist ein idealer Nährboden für Verschwörungserzählungen.
In den sozialen Netzwerken
entstehen typische Meinungscluster in denen die einzelnen Personen ihre Meinung
nur mit denen teilen, die sie verstehen und von denen sie sich verstanden
fühlen. Bei diesen digitalen Verbindungen entwickelt sich eine hohe
Gruppenkohärenz, die dazu führt, dass in „Wir“ (die Verfolgten und Wissenden)
und pauschal in „die Anderen“ (die Unwissenden) unterschieden wird, und sich
die digitale Gruppe nach innen abschottet und keine fremden Erklärungsmuster
mehr zulässt als die Verschwörungserzählung.
Gefährlich wird es allerdings,
wenn Verschwörungserzählungen nicht als individuelle oder kollektive
Erklärungs- und Bewältigungsmechanismen dienen, sondern gezielt gestreut
werden, um bestimmte politische Ziele zu erreichen.
Wie wir gesehen haben, führten
die Judenpogrome im Mittelalter zur Bereicherung, die Französische Revolution
zu gesellschaftlichen Neuorientierungen und die späteren antisemitischen
Schriften dienten den Nationalsozialisten als Vorwand für den Holocaust.
Könnte es sein, dass die
gegenwärtigen Verschwörungserzählungen auch einem Ziel dienen? Soll die
Bevölkerung davon überzeugt werden, dass die Regierung die Lage nicht im Griff
hat? Soll der deutschen Volkwirtschaft ein langfristiger Schaden zugefügt
werden, dient der Aufruf der Verschwörungsanhänger zu Demonstrationen „gegen
die Einschränkung der Grundrechte“ oder „gegen das Zwangsimpfen“ oder „gegen
die Ausgangssperre“ nicht dem Ziel bestimmter Kreise, die Bundesrepublik
Deutschland nachhaltig zu destabilisieren? Werden die Verschwörungserzählungen
die in diesen Tagen kursieren, nicht über das Internet von russischen Trollen
verbreitet, von Leuten die vom russischen Geheimdienst beauftragt und geschult
wurden und natürlich die Protokolle der Weisen von Zion im ersten Semester
auswendig gelernt haben?
Und schon entsteht aus einer
Verschwörungserzählung die nächste.
Zusammenfassung:
Versuchen wir abschließend eine
Würdigung dieser Befunde, des Zusammenhangs zwischen beunruhigenden Ereignissen
und Verschwörungserzählungen aus der Sicht der Verhaltensforschung.
Mein eigenes Forschungs- und
Lehrgebiet, dem ich mich seit Jahrzehnten gewidmet habe, ist die Verhaltensforschung,
insbesondere die Grundlagen des menschlichen Verhaltens und dessen
Beeinflussung durch gezielte Kommunikation, mit anderen Worten das Marketing.
Das Phänomen der sogenannten
Verschwörungstheorien ist von der Wissenschaft in der Vergangenheit unter den
unterschiedlichsten Aspekten ausgeleuchtet worden. Interdisziplinäre Ansätze
kommen aus der Sozialpsychologie, der Politologie, der Anthropologie und den
Geschichtswissenschaften.
Zahlreiche empirische Studien
sind diesem Phänomen auf den Grund gegangen, und es liegen die Ergebnisse sehr
fruchtbarer Tagungen und Symposien zu diesem Themenkreis vor.
1. Verschwörungstheorien
(Verschwörungserzählungen) werden immer dann verbreitet, wenn die Bevölkerung
sich subjektiven oder kollektiven Krisensituationen ausgesetzt sieht.
2. Verschwörungserzählungen
dienen als Hilfsmittel zur scheinbaren Erklärung beängstigender Zusammenhänge.
3. Die Urheber der „Verschwörung“ werden in geheimen, der
Öffentlichkeit nicht direkt zugänglichen Kreisen oder Personen gesucht
(Illuminaten, Freimaurer, Bilderberger, Bill Gates).
4 Im Rahmen von
Verschwörungserzählungen werden insbesondere in Verbindung mit wirtschaftlichen
Konsequenzen außerordentlicher Ereignisse, uralte antisemitische Vorurteile
verwendet.
5. Historische Großereignisse
wie beispielsweise der Angriff auf das World Trade Center oder das Auftreten
von Seuchen befördern das Aufkommen von Verschwörungserzählungen.
6. Bildungsstand und
Intelligenz schützen nicht vor Verschwörungserzählungen. Es ist grundsätzlich nicht
möglich, einen Anhänger der Verschwörungstheorie individuell zu wiederlegen.
7. Anhänger einer
Verschwörungstheorie sind nicht zu überzeugen, da sie ihre individuelle
Wahrheit an ihre eigene psychische Devianz anpassen (zum Beispiel Impfgegner).
8. Verschwörungstheorien
basieren grundsätzlich auf normativen Werturteilen und können daher nicht durch
objektive Fakten relativiert oder falsifiziert werden. Das macht sie in der
Meinung der Verschwörungstheoretiker glaubhaft und unangreifbar.
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